Kulturlandschaft: Heimat als Identifikationsraum für den Menschen und Quelle der biologischen Vielfalt
Auftraggeber
Bundesamt für Naturschutz (BfN)
Projektzeitraum
2008 - 2010
Projektpartner
Technische Universität Dresden
Fläche
Bundesrepublik Deutschland
Bearbeitet durch
Hage, Galandi, Hoppenstedt
Schwerpunkte:
- Erarbeitung eines F+E Vorhabens zur Kulturlandschaft und ihrer Operationalisierung in der Landschaftsplanung
- Analyse Thematik Kulturlandschaft unter unterschiedlichen Blickwinkeln
- Entwicklung einer Dokumentations- und einer Identifikationsfunktion
- Exkurse zu „Heimat“ und zu Aspekten der biologischen Vielfalt im Kontext Kulturlandschaft
- Entwicklung von Methoden der Dokumentations- und der Identifikationsfunktion in den Phasen eines Landschaftsplans
- Aufbereitung von Beispielen der Behandlung von Kulturlandschaft in den Phasen eines Landschaftsplans
- Vorbereitung und Durchführung von Expertenworkshops
- Aufbereitung F+E Vorhabens zur Kulturlandschaft in zwei Bänden
- Das Vorhaben ist Teil des Forschungsschwerpunktes „Naturschutz und Biologische Vielfalt“ und zielt insbesondere auf eine Qualifizierung der Landschaftsplanung
Zur Kulturlandschaft: Landschaften werden im Zuge der Globalisierung zunehmend austauschbarer. Regionale und lokale Eigenarten und Identitäten drohen zu verwischen. Der vielfache Verlust identitätsstiftender Elemente der Landschaft führt dazu, neben den ökologischen Qualitäten von Landschaft, auch die bedeutsamen kulturellen Qualitäten zu sehen. Dazu zählen Landschaftsqualitäten, die die kulturhistorische Entwicklung eines Raumes ablesbar und erlebbar machen Dokumentationsfunktion der Landschaft. Besondere natur- oder kulturbedingte Eigenarten ermöglichen das Wiedererkennen von kindlichen Erfahrungen und Heimat oder Ereignis- und Vermächtniswerten einer Landschaft, an denen sich Identifikationsprozesse entzünden können - Identifikationsfunktion der Landschaft. Diese kulturellen Qualitäten sind nicht unabhängig von den ökologischen Qualitäten einer Landschaft. Die biologische Vielfalt bestimmt das Identifikationspotenzial einer Landschaft wesentlich mit. Außerdem ist das Arten- und Lebensraumgefüge kulturraumspezifisch determiniert. So werden folgerichtig sowohl in der europäischen als auch in der nationalen Biodiversitätsstrategie flächendeckende Ansätze zur nachhaltigen Entwicklung von Kulturlandschaften gefordert.
Ein Thema – viele Perspektiven: Die Auseinandersetzung mit der „Kultur von Landschaft“ hat in den letzten Jahren sowohl in der Landschafts- als auch der Regionalplanung maßgeblich an Bedeutung gewonnen, blieb allerdings vielfach auf punktuelle Analysen der Dokumentationsfunktion der Landschaft beschränkt. Die Identifikationsfunktion der Landschaft wird bislang selten festgehalten. Insgesamt fehlt es an Methoden, die kulturellen Qualitäten einer Landschaft mit einem vertretbaren Aufwand systematisch zu erfassen, zu bewerten und insbesondere daraus Zielvorstellungen zu entwickeln, die in gemeinschaftlich getragenen Governance-Prozessen Kulturlandschaft als Zukunftsoption ausgestalten.
Zwischen Gestern und Morgen: Kulturlandschaften verlangen Respekt vor dem kulturellen Erbe und eröffnen zugleich weitreichende Gestaltungsmöglichkeiten. Sie bestehen aus einem dynamischen Geflecht unterschiedlicher Nutzungen, Funktionen und naturräumlicher Bedingungen und verkörpern verschiedenste Ansprüche, Werte und Assoziationen. Für jeden Einzelfall ist zu entscheiden: Was ist zu erhalten, was ist aber auch neu zu gestalten? Das eine wie das andere zu sondieren ist eine planerische Aufgabe. Leisten kann dies nur ein strategisch und partizipativ angelegter Steuerungsprozess, in dem zuerst Qualitäten und Ziele zu ermitteln sind, bevor Maßnahmen herausgestellt werden können. Diesen Prozess auszugestalten, beinhaltet ein längst noch nicht ausgeschöpftes planerisches Innovationspotenzial. Denn die Auseinandersetzung mit dem was an „Kultur“ in der Landschaft angestrebt wird, kann neue Akzeptanzbrücken schlagen. Sie kann dazu beitragen, dass in der öffentlichen Diskussion der Wert von Landschaft insgesamt herausgestellt wird und neue Strategien für eine nachhaltige Entwicklung der Kulturlandschaft gesucht werden. Dazu erscheint es notwendig, Kulturlandschaft nicht nur historisierend, sondern vielmehr in ihrer Gesamtheit als „Gestaltungsraum Kulturlandschaft“ zu verstehen.
Arbeitsmaterialien: Um diesen Defiziten in der räumlichen Planung im Umgang mit der Kulturlandschaft zu begegnen, wurden, neben den wissenschaftlichen Auseinandersetzungen mit der Thematik, Arbeitsmaterialien zusammengestellt.